Mein Online-Tagebuch

05.06.2018

Tage 1-3

[Stephansdom – Grosser Sattel] [Grosser Sattel – Berndorf] [Berndorf – Hohe Wand]

Endlich kam der Tag, an dem ich loslaufen konnte! Doch schon eine halbe Stunde vor dem Start gelang mir ein Missgeschick... Als ich mein Handy neu gestartet habe, fragte es mich nach einem PIN. Leider wusste ich diesen nicht, weil ich die SIM-Karte am letzten Tag vor meiner Abreise gewechselt hatte. Zum guten Glück gibt es am Stephansplatz noch ein einsames öffentliches Telefon, das ich benutzen konnte, um meine Familie zu kontaktieren. Meine Reise begann somit mit einem kleinen Schockmoment. Nichtsdestotrotz bin ich in südwestlicher Richtung aus Wien gewandert und konnte mein Handy ab dem letzten McDonalds der Stadt wieder vollumfänglich benützen (McDonalds ist immer eine gute Adresse für gratis-WLAN ;-P). 

Bis zum Ende des dritten Tages verbrachte ich die Zeit im Wienerwald. Einerseits kam ich an einigen Naturparks vorbei, die zu meinem Erstaunen ringsum mit einem Zaun oder einer Mauer von der Aussenwelt getrennt waren. Den Sinn dahinter ist mir immer noch nicht ganz klar geworden. Andererseits ist  in gewissen Waldabschnitten vor einigen Jahren die forstliche Bewirtschaftung  untersagt worden. Sie nennen es den "Urwald von morgen". Das finde ich super, denn auf meiner Irland-Fahrradtour, bei der ich auch beim Killarney-Nationalpark vorbei kam, konnte ich einen Eichenwald bestaunen, an dem seit 90 Jahren nichts und seit circa 300 Jahren nicht viel verändert wurde. Ein unglaublich schöner Wald! 

Zum Abschluss des Wienerwaldes kam ich auf die Hohe Wand. Diese Felswand wäre nicht halb so imposant, wenn sie nicht genau am Rande der Alpen stehen würde. Man muss sie sicher von weitem sehen, denn der Ausblick von ihr aus schweift weit in die Pannonische Tiefebene hinaus. Es fühlt sich an, als wäre man auf einem sehr hohen Berg.

05.06.2018

Tage 4-6

[Hohe Wand – Schneeberg West] [Schneeberg West – Gscheidl] [Gscheidl – Niederalpl(pass)]

Niederösterreich verabschiedet sich von mir mit der Rax-Schneeberg-Gebirgsgruppe. In ihr befindet sich der östlichste, wie auch nördlichste 2000-er der Alpen. Dieses Bergmassiv kommt, von Osten her betrachtet, fast aus dem nichts heraus. Ringsherum sind unzählige bewaldete Hügel, die nicht den Anschein erwecken, dass bald ein solch grosser Berg zum Himmel ragt. 

Etwas unfreiwillig landete ich nach dem Höllental auf dem Mariazell Fusswallfahrtsweg, der meiner Meinung nach nicht sehr attraktiv ist und trotzdem von vielen Pilgern jährlich wiederholt gelaufen wird. 

Nach fast zwei Tagesmärschen durch emmental-ähnliches Gebiet befinde ich mich nun vor dem Tor der Hochschwabgruppe an den Aflenzer Staritzen. Ich freue mich riesig auf die Wanderungen über der Baumgrenze. Leider sieht der Wetterbericht für die nächsten 5-7 Tage schlecht aus, doch ich werde probieren, das Beste daraus zu machen.

07.06.2018

Tage 7-8

[Niederalpl(pass) - Aflenzer Staritzen] [Aflenzer Staritzen - Eisenerz]

Nun bin ich im Reich der Steinböcke, Gämsen und Murmeltiere angekommen. Die Hochschwabgruppe ist landschaftlich so, wie ich es am liebsten habe. Die steilen Felsflanken imponieren in ihrem Anblick und die abgeschiedenen und unbewirtschafteten Almflächen bieten reichlich Platz für wilde Tiere. Doch die wiederkehrenden Gewitterfronten der letzten vier Tage betrübten diese erfrischende Alpenwelt. An jedem Tag war es schwer einzuschätzen, wann die Gewitter wirklich beginnen würden. Deshalb lief ich oft im Regen und konnte viele Momente nicht mit der Kamera einfangen. Trotz den vielen schönen Eindrücken wäre ich sehr froh, wenn das Wetter besser und berechenbarer würde. Doch leider ist laut Wetterbericht noch kein Ende in Sicht.

13.06.2018

Tage 9-11

[Eisenerz - Brunnecksattel] [Brunnecksattel - Kleiner Schober] [Kleiner Schober - Scheibelalm]

Von Eisenerz aus folgte ich dem Eisenerzer-Alpen-Kammweg über den Zeiritzkampel nach Wald am Schoberpass. Der Weg am Rande der Seckauer Tauern über den Grossen Schober und den Himmeleck führten mich ins Triebental und schlussendlich nach Hohentauern. Das Highlight dieser Tage war ganz klar der Gipfelgrat des Zeiristkampels (2125m ü.M.): ein ziemlich abschüssiger Grat mit wunderbarem Ausblick. 

Hier noch eine Geschichte, die wohl alle Rucksack-Reisenden erzählen könnten: 

Nachdem es mich schon zweimal leicht verregnet hat, kam ich bei schönem Wetter in Hohentauern an. Weil es noch sehr früh am Abend war, gönnte ich mir ein Abendessen in einem Restaurant. Gesättigt und voller Freude begab ich mich auf den letzten Wegabschnitt zu meinem geplanten Rastplatz. Unterwegs, an einem schweisstreibenden Hang im Wald, wurde ich von lästigen Mücken überfallen. Nach 20 Minuten Dauerberlästigung war ich schon ziemlich gereizt. Doch dann begann es auch noch wie aus dem Nichts zu regnen, am Anfang nur schwach und dann immer stärker. Als der Regen eine kurze Pause machte und der Wind aufkam, dachte ich mir, dass ich schnell ein flaches Waldstück suche und dort rasch mein Zelt aufstelle, bevor es wieder regnen würde. Leider begann es genau zum Zeitpunkt, als ich das Innenzelt ausgelegt und an den Boden gespannt hatte, sintflutartig zu regnen. 

Etwas später war das Zelt aufgestellt. Ich und das Zelt von aussen wie auch von innen waren nass. Ich ärgerte mich grün und blau und sagte zu mir: "Hättest oder wärst du doch...!!". Genervt stieg ich in mein Zelt. Kurz darauf fand ich mich auf meiner Isomatte und unter meiner Decke wieder. Ich liess mir das Geschehene noch einmal durch den Kopf gehen und konnte nur lachen.

13.06.2018

Tage 12-13

[Scheibelalm - Kreuzkogel] [Kreuzkogel - Oberwölz Stadt]

An diesen zwei Tagen standen rund 4'000 Höhenmeter, 50 Kilometer und 13 2'000-er auf dem Programm. So begab ich mich auf verlassenen Pfaden über die Rottenmanner und Wölzer Tauern. Im Kern dieser Gebirgsgruppe, zwischen dem Grossen Bösenstein und der Hohenwart, sind auch in der Hochsaison nur einzelne Wanderer anzutreffen. 

Ausser zwei grösseren Gewittern hatte ich Wetterglück und konnte auf den Gipfeln meine Reise weit zurückverfolgen. 

13.06.2018

Tag 14

[Oberwölz Stadt]

An diesem Tag lege ich eine Pause ein und ruhe mich auf dem Campingplatz aus. Ich nehme mir genügend Zeit, um wieder einmal alles zu putzen, zu waschen und aufzufüllen.

17.06.2018

Tage 15-17

[Oberwölz Stadt - Frauenalpe] [Frauenalpe - Haidnerhöhe] [Haidnerhöhe - Döbriach]

Der Weg führte mich über die sanften Nockberge der Gurktaler Alpen. Sie wirkten auf mich wie eine Mischung aus Wildem Westen und Schottischem Hochland; kleine, flache Talböden mit wilden Bächen und Wiesen, die von Pferden und Kühen beweidet werden. Dazu trifft man vereinzelt alte und abgewaschene Holzhäuschen an, die irgendwo quer in der Landschaft stehen. Über der Waldgrenze erstrecken sich die riesigen, mit Gras bewachsenen Hügel, alles ganz einsam, verlassen, still, sanft und trotzdem sehr wild.

Zum Schluss dieser Tage kam ich durch touristisch geprägte Orte wie zum Beispiel Bad Kleinkirchheim. Das war nicht mehr sehr attraktiv zum Wandern, aber ich konnte eine grössere Distanz zurücklegen.

 

Ich darf glücklicherweise auch mitteilen, dass sich das Wetter jetzt wirklich unglaublich verbessert hat und die Wettervorhersage für die nächste Zeit sehr gut aussieht.

24.06.2018

Tage 18-19

[Döbriach - Hachelnock] [Hachelnock - Sagran]

An diesen zwei Tagen wählte ich die schnellst mögliche Route und musste deshalb oft auf Asphalt wandern. Es waren ausgesprochen heisse Tage und ich war froh, dass ich am Ende die Karnischen Alpen und somit die italienische Grenze erreicht hatte.

24.06.2018

Ein normaler Tag unterwegs

Das ist wahrscheinlich das erste und letzte mal, dass ich mithilfe einer App, ein Filmchen zusammengeschnitten habe... meine Nerven!

24.06.2018

Tage 20-25

[Sagran - Rudingsattel] [Rudingsattel - Köderkopf] [Köderkopf - Wolayerseehütte] [ Wolayerseehütte - Hochspitzsenke] [Hochspitzsenke - Hochgranten Seen] [Hochgranten Seen - Sexten]

Die Karnischen Alpen bilden die Grenze zwischen Österreich und Italien. Sie liegen zwischen den Julischen Alpen und den Dolomiten und sind in ihrem Landschaftsbild ein gutes Gemisch aus den beiden Gebirgen. Man trifft einerseits grosse schroffe Felsbrocken und andererseits vereinzelte steile Riffe, die aus den Wäldern oder Almen hervorstechen.

Von Ost nach West bin ich den gesamten Karnischen Höhenweg abgelaufen. Er ist sehr bekannt und reichlich ausgestattet mit Hütten oder Almbetrieben, die Mahlzeiten anbieten. Dadurch habe ich im Vergleich zu allem vorher unglaublich viele Wanderer angetroffen. Das verwundert mich aber keineswegs, denn die Almen und die Ausblicke von den Bergspitzen sind atemberaubend.

 

Wie schon auf meinem ganzen Weg bis und mit den Karnischen Alpen ist es traurig zu sehen, wie viele Metallplatten oder Kreuze an verstorbene Menschen erinnern. Doch noch trauriger ist, dass es auf der Grenze im Karnischen Gebirge wahrscheinlich noch unzählige mehr sein müssten. Denn hier haben von 1915 bis 1918 Soldaten beider Seiten unter erbärmlichen Bedingungen gelebt und sinnlos gekämpft. Die Spuren sind noch klar sichtbar. Das Gebirge ist durchlöchert wie ein Emmentaler Käse. Über weite Teile des Kamms befinden sich Schützengräben, dazu kleine Terrassen, auf denen nur noch Teile der dort gewesenen Steinhäuschen zu sehen sind. Weiter trifft man immer wieder auf von Rost zerfressene Dosen, Hülsen, Nägel, Drähte, Zäune oder irgendwelche anderen metallischen Gegenstände.

Klicke hier, um Ausschnitte aus einem Tagebuch von einem Soldaten an der Karnischen Front zu lesen.

02.01.2018

Tage 26-29

[Sexten - Rif. Fonda Savio] [Rif. Fonda Savio - Miliera] [Miliera - Ütia Franz Kostner] [Ütia Franz Kostner - Eselrücken]

Die Dolomiten. Nun war ich da. Ich dachte mir, hoffentlich beeindrucken mich diese Felsen wirklich so, wie ich mir sie immer vorgestellt hatte! Nach einem ersten raschen Aufstieg von Sexten zeigte sich sofort, dass es keine von mir verschönerte Vorstellung war. Die Drei Zinnen ragten vor meiner Nase in die Höhe und rund herum Felsformationen, hohe Riffe und tiefe Täler, die man nur richtig erlebt, wenn man sich darin bewegt. Ja ich würde sogar behaupten, dass keine Worte oder Bilder dieses Gefühl ersetzen können. Für mich stimmt die Klaviermusik von Chopin am meisten mit der hier herrschenden Stimmung überein. Das hatte zur Folge, dass mich Chopins Musik fast in der Endlosschlaufe durch die Dolomiten führte.

Natürlich bewegen sich auch an einem Montag im Juni unzählig viele Touristen rund um die Drei Zinnen. Ein Stück weiter, neben der "Fussgänger-Autobahn", hat man die Dolomiten fast für sich alleine und kann sich auf den steilen und engen Pfaden entlang der Felsen austoben.


Richtig realisiert, dass ich jetzt wirklich in Italien bin, habe ich erst bei einem Kurzeinkauf am touristischen Lago di Misurina. Als der Mann vor mir an der Kasse nur "kurz" seine Zigaretten kaufen wollte, hat die Kassiererin geschlagene fünf Minuten mit dem Einheimischen diskutiert, bis die international besetzte Schlange hinter dem Mann fast keinen Platz mehr hatte im kleinen Laden. Den Nagel auf den Kopf getroffen hat etwas später die Stadt Cortina d'Ampezzo. Ich wollte dort meine Essensvorräte wieder auffüllen. Leider hatte kein einziges Geschäft offen und die Stadt war wie ausgestorben. Es war Siesta.


In der Sellagruppe überschritt ich erstmals die 3000-Meter-Grenze und zwar mit der Besteigung des Piz Boè(3152m ü.M.). Es fühlte sich an, als wäre man auf einem riesigen Speckstein, dem ein Kind ein paar Rinnen eingekerbt und alle Kanten abgeschliffen hat. Glücklicherweise war ich am Morgen auf dem Gipfel und konnte die grandiose Weitsicht geniessen, die am Mittag einer Wolke zum Opfer gefallen wäre.

Auf diesen Koloss führen etliche Wege und Klettersteige, was sehr typisch ist für die Dolomiten. Dadurch wird das Gebirge zu einem Wander-Schlaraffenland. Zugleich gibt es aber auch massenweise Bergbahnen, die den touristischen Durst stillen.

02.01.2018

Tage 30-32

[Eselrücken - Schwöllwiesen] [Schwöllwiesen - Stoanerne Mandle] [Stoanerne Mandle - Meran]

In der Früh stand ich noch auf dem Gipfel des Roterdspitz (2655m ü.M.). Nach einem Abstieg von gut 1800 Metern befand ich mich noch nicht am seelischen und geografischen Tiefpunkt dieses Tages, sondern in Völz, an der Kante meines persönlichen Grand Canyons. Dort unten lauerte anstatt des Colorado Rivers, die Eisack und die lärmende A22. Trotz grauenvoller Hitze im Eisacktal ging der Aufstieg schneller als gedacht, und zur Belohnung gab es oben die Erdpyramiden von Ritten zu bestaunen.

Nach dem Val Sarentino und dem lustigen Stoanerne Mandle, auf dem es gefühlt 1000 Steinmännchen hatte, ging es hinunter nach Meran auf den Campingplatz.

02.01.2018

Tag 33

[Meran]

Bisher hatte ich auf meiner Reise ab und zu mit den Füssen zu kämpfen. Diese machen mittlerweile keine Probleme mehr. Dafür plagt mich jetzt der Muskelkater, sehr wahrscheinlich von den vielen steilen Abstiegen der letzten Tage. Ich will mir nicht vorstellen, wie sich meine Beine anfühlten, wenn ich ohne Trekkingstöcke laufen würde.

08.07.2018

Tage 34-36

[Meran - Hausries] [Hausries - Goldrain] [Goldrain - Pruder Alm]

Diese Tage waren geprägt von Hitze, Gewittern und Regen. Ich habe mich entschlossen, auf den Meraner Höhenweg zu steigen, um der Hitze und den nicht enden wollenden Obstplantagen im Tal zu entkommen. Doch solange das Wetter gut war, musste ich fast Schlange stehen, um den Weg gehen zu können. Im Schweiss oder Regen baden konnte ich auch unten im Val Venosta. Deshalb lief ich den Rest bis nach Prad auf dem Fahrradweg.

08.07.2018

Tage 37-39

[Pruder Alm - Solena] [Solena - Bivacco Dosdè] [Bivacco Dosdè - Poschiavo]

Der Tag war gekommen, an dem ich die Schweizer Grenze erreichte. Eigentlich wollte ich zur Feier auf den Grenzberg Piz Umbrail über dem gleichnamigen Pass steigen. Das Wetter meinte es aber nicht gut mit mir, weshalb ich mir auf der Drei-Sprachen-Spitze Spaghetti und Strudel gönnte. Wieder im Regen ging ich südlich unter dem Piz Umbrail durch und ich schaute etwas betrübt in den dicken Nebel ob mir.

Verbotenerweise zeltete ich im National Park Stilfser Joch, doch ich hatte dabei überhaupt kein schlechtes Gewissen. Neben mir befanden sich zwei riesige Stahlbeton-Staumauern, 6m breite Strassen für LKW's, die Kies abtransportieren, eine Zufahrtsstrasse, auf der eine Unmenge von Leuten anströmte und einiges mehr, das für mich nicht so sehr zu einem National Park passt. Die absolute Höhe fand ich aber, dass unter der tieferen Staumauer kein einziger Tropfen Wasser in das natürliche Bachbett gelassen wurde. Es waren nur Druckleitungen zu sehen.

Zwischen dem National Park und dem Val Poschiavo konnte ich wieder einmal die verlassene Bergwelt geniessen. Nach einer Nacht im Bivacco Dosdè ging es auf den weglosen Punta Ricolda. Die Sicht war unglaublich klar und ich konnte Berge wie den Piz Palü bestaunen.

11.07.2018

Tage 40-42

[Poschiavo - Bocchel del Torno] [Bocchel del Torno - Plan Canin] [Plan Canin - Maloja]

Der Aufstieg von Poschiavo auf den Passo di Campagneda war hart. Nicht unbedingt wegen den 1600 Höhenmeter, sondern viel mehr wegen meiner unheimlich ausgewogenen Sporternährung ... oder so. Schon bevor ich wieder einmal in der Schweiz einkaufen konnte, habe ich mir genau überlegt, was für Produkte ich mir kaufen werde. Glücklich lief ich somit am Montag, kurz nach der Ladenöffnungszeit, aus dem Coop in Poschiavo. Mit mir 375g Sonnenbrot, ein riesen Silsergipfel, ein Choco-Croissant, 2 Pfirsiche, 400g Ovomaltine Crunchy Cream und ein Fanta Shokata. Es verstrich nicht viel Zeit, da fand ich mich mit leichter Übelkeit auf einer Sitzbank in Poschiavo wieder. Ich kann nicht behaupten, dass sich die Gefühlswelt rund um den Magen, in der Hitze am Berg verbessert hat. Auf dem Pass dafür die Belohnung. Eine top Sicht zum Pizzo Scalino und der Südseite der Berninagruppe.

21.07.2018

Tage 43-48

[Maloja - Fuorcla da la Valletta] [Fuorcla da la Valletta - Pass da Niemet] [Pass da Niemet - Alp de Balnisc] [Alp de Balnisc - Leggia] [Leggia - Cugnasco] [Cugnasco - Intragna]

In Maloja wurde ich spontan von meiner Mutter besucht. Gemeinsam gingen wir meinen Weg weiter, bis zur Wasserscheide "Drei Meere", auf den Pass Lunghin.

Neben verschiedensten Dingen, die mir meine Mutter mitgebracht hat, war auch mein Haarschneider dabei. Beim Lägh da Lunghin, auf fast 2500m ü.M., habe ich mir dann die Haare geschnitten.


Von Mesocco bis nach Locarno bin ich ausschliesslich im Tal gewandert. Natürlich war das nicht sehr Abwechslungsreich. Die Strecke habe ich bewusst so geplant, weil ich der Überzeugung bin, dass ich im Tessin ohne Probleme Wochenendausflüge machen kann und meine Zeit lieber in abgelegenere Gebiete investiere.

21.07.2018

Tage 49-52

[Intragna - Pianascio] [Pianascio - Pzo. Formalone] [Pzo. Formalone - Passo di Margineta] [Passo di Margineta - Domodossola]

Die Vorfreude auf diese Tage war gross! Meine Freundin begleitete mich von Intragna bis nach Domodossola. Das erste Wegstück bis auf den Pianascio haben wir vor drei Jahren schon einmal gemacht. Lustig, dass unser Treffpunkt genau an dieser Stelle landete. Bis auf den dritten Tag, an dem es über sieben Stunden geregnet hat, habe ich die gemeinsamen Tage sehr genossen und der Abschied von Morgen wird sicher nicht einfach.

08.08.2018

Tage 53-59

[Domodossola - Alpe San Giacomo] [Alpe San Giacomo - Alpe Pozzetta] [Alpe Pozzetta - Monte Prevor] [Monte Prevor - Alpe Res] [Alpe Res - Alpe Egua] [Alpe Egua - Alpe Vorco] [Alpe Vorco - Alagna]

Meine Freundin und ich begrüssten am Sonntagnachmittag meinen guten Freund Hadi am Bahnhof in Domodossola. Nachdem wir Hadis Packung optimiert und die Verpflegung beisammen hatten, verabschiedeten wir uns von meiner Freundin und machten uns Richtung Villadossola auf den Weg. Der darauf folgende Tag war sehr speziell für mich, weil wir auf die Grande Traversata delle Alpi (GTA) stiessen und ich diesen Weg bis kurz vor Nizza nicht mehr verlassen werde. Leider wurde meine Euphorie schon einen Tag später stark gedämpft, weil die Verbindung zwischen meinem Rucksack und dem Hüftgurt in Brüche ging. An dieser Stelle konnten mich nicht einmal die Seifenblasen aufmuntern, die Hadi - aus welchem Grund auch immer - mit sich trug. Zu guter Letzt zierten abends rund 40 Mückenstiche den Rücken von Hadi. Vielleicht hatten die Seifenblasen eine aggressive Wirkung auf die Tiere...

 

Auf dem Weg nach Alagna querten wir verschiedenste Walser Dörfer. Wir erkannten die Gemeinsamkeiten an den Ortsnamen, der Häuserbauart oder anhand von Informationstafeln. Viele dieser Ortschaften waren in schlechtem bis sehr schlechtem Zustand oder auch unbewohnt. Als wir in den kleinen Ort Rima kamen, war alles säuberlich geputzt, alte Häuser gut erhalten oder renoviert und der Dorfplatz mit der angrenzenden Kirche erstrahlte in leuchtendem Weiss. Es stellte sich heraus, dass sich die Walser von Rima mit der Herstellung und Verarbeitung von künstlichem Marmor in ganz Europa einen Namen gemacht hatten. Noch bis ins 19. Jahrhundert pflegte man in Rima dieses Handwerk und es verhalf dem Ort zu diesem Glanz und Reichtum.

 

Schon bald war wieder Sonntag und Hadi musste nach Hause gehen. Im "Baumarkt" besorgte ich mir ein kleines Metall-Stäbchen für meinen kaputten Rucksack und Hadi kaufte einen Block und einen dicken Stift für seine bevorstehende Autostopp-Reise. Glücklicherweise kam er mit nur zwei Autostopps bis nach Navaro, wo er den Zug in die Schweiz nehmen konnte.

08.08.2018

Tage 60-62

[Alagna - Sukie] [Sukie - Bocchetta del Lago] [Bocchetta del Lago - Quincinetto]

Am Sonntag noch in Alagna, am Fusse der mächtigen 4000-er des Monte Rosa Massivs, befand ich mich schon am Nachmittag des folgenden Tages am Südrand der Alpen: Oberhalb der Stadt Biella am Monte Cucco blickte ich in den weiten Dunst, der über der unendlich scheinenden Po-Ebene lag. Ausser der vorherrschenden Hitze waren die grossen Unterschiede auf so kurze Zeit und Distanz äusserst beeindruckend.

08.08.2018

Tage 63-70

[Quincinetto - Fondo] [Fondo - Masonaje] [Masonaje - Alpe di Colla] [Alpe di Colla - Cappelle] [Cappelle - Gias Nuovo] [Gias Nuovo - Laghi Verdi] [Laghi Verdi - Tazzetti] [Tazzetti - Susa]

Nach einem herrlichen Frühstück in einem B&B im Aostatal ging es Richtung Gran Paradiso National Park weiter. Auch wenn die GTA nicht wirklich durch den NP Gran Paradiso geht, ist für mich klar, dass diese wunderbare Gegend eine eigene Reise wert ist. Übrigens ist es dieser Region zu verdanken, dass der Alpensteinbock nicht ausgerottet wurde.

In diesem schönen Teil der Alpen ist mir das dümmste Missgeschick meiner gesamten Reise passiert, hoffentlich bleibt es dabei. Bei einer kleinen Pause habe ich meinen Rucksack so ungeschickt hingestellt, dass ich kurz darauf nur noch zusehen konnte, wie mein gesamtes Material den Hang abwärts stürzte. Ungefähr 80 Höhenmeter tiefer kamen dank hohem Gebüsch die letzten Gegenstände zum Stillstand. Ich hatte unheimlich viel Glück! Verloren habe ich nur wenig. Die äusserlich stark veränderte Kamera fotografiert noch und das Zeltgestänge ist zu meiner grossen Verwunderung unversehrt geblieben. So wurde aus einer vermeintlich kurzen Pause ein grosser Schockmoment und eine ungeplante Beruhigungspause.

Zum Abschluss dieser sonst so wunderbaren Wandertage konnte ich nach einer heftigen Gewitternacht bei strahlend blauem Himmel auf den 3538 m hohen Rocciamelone aufsteigen. Der Aufstieg aus nördlicher Richtung war einsam, anspruchsvoll und einfach nur atemberaubend schön, vielleicht der schönste Streckenteil meines gesamten Trecks. Der südliche Abstieg hingegen glich einer Völkerwanderung; es ist der Normalaufstieg auf den höchsten Wallfahrtsort der Alpen.

21.08.2019

Tage 71-75

[Susa - Usseaux] [Usseuax - Colle di Serrevecchio] [Colle di Serrevecchio - Colletta della Faure] [Colletta della Faure - Colle della Gianna] [Colle della Gianna - Colletto Battagliola]

Es ist kein Geheimnis, dass die Italiener nicht wanderverrückt sind. In den Bergen, auch hier in den Cottischen Alpen, sind die vielen Tagestouristen aus der Ebene meist nur auf den flachen und breiten Schotterwegen anzutreffen. Dies hat mich nicht weiter überrascht. Vielmehr sind es die vielen Leute, die so weit wie möglich in ein Tal fahren, um dort ihr gesamtes Camping-Barbecue-Schloss aufzubauen. Es war immer wieder lustig zu beobachten, wie sich die Berg-Grillierer angestrengt haben, um die minimalsten Abstände zwischen das Auto, den Gasgrill, den Campingsessel, den Pavillon und die Kühltruhe zu bringen. Wer weiss, vielleicht ist das eine Folge der verpassten Fussballweltmeisterschaft.

 

In den Cottischen Alpen befindet sich auch der König aus Stein, der gesehene Berg, der Monte Viso, der Monviso, der Bruder des Matterhorns oder wie man ihn auch nennen will. Wer den majestätischen Berg nahe der französischen Grenze und am Ursprung der Po nicht kennt, ist wahrscheinlich noch nie südlich des Gran Paradiso in den Bergen unterwegs gewesen. In einem Umkreis von 60 km übersteigt ihn kein anderer und in südlicher Richtung ist er um mehrere hundert Meter höher als alle anderen Berge. Leider habe ich seine schroffen Felskanten nur erahnt durch den Nebel, als ich an ihm vorüber ging. Schlimm ist das aber nicht, weil ich irgendwann bei schönem Wetter oben auf der Spitze stehen werde.

21.08.2018

Tage 76-77

[Colletto Battagliola - Colle Ciarbonet] [Colle Ciarbonet - Sambuco]

Damit habe ich nicht gerechnet! Gemäss meinen Vorstellungen würde das Ende meiner Wanderung nämlich nicht mehr spektakulär werden. Über den letzten Teil der Reise habe ich mich nicht ausführlich informiert, und trotzdem ist es mir ein Rätsel, wie ich zu diesem Schluss gekommen bin. Der Ausblick vom Colle di Bellino hat diese Vorstellung in einem einzigen Augenblick korrigiert. Wie ich meinem GTA-Wanderführer später entnehmen konnte, wird die Gegend Dolomiti di Cuneo genannt. Der Blick von der Passhöhe nach Süden erinnert wirklich nicht wenig an die Dolomiten, ausser, dass die riesigen Passstrassen und Seilbahnen fehlen.

21.08.2018

Tage 78-80

[Sambuco - Testa Gias del Ciaval] [Testa Gias del Ciaval - Vallon du Barn] [Vallon du Barn - Mont Tournairet]

Dass ich mich seit Susa immer wieder in Grenzgebiet oder im ehemaligem Grenzgebiet befinde, ist auch ohne Grenzsteine klar. Wie schon in den Karnischen Alpen begegnet man oft Bunkern, Tunnels oder Stacheldrahtzäunen.

Wegen der andauernden Gewittergefahr, die seit zwei Wochen herrscht, bin ich schon auf dem Colle della Lombarda nach Frankreich abgebogen und habe einen direkteren Weg nach Nizza eingeschlagen. Deshalb war es schon am Tag 80 so weit; ich konnte bei stabilem Wetter auf den Mont Pépoiri (2674 m.ü.M.) steigen und sah das Meer, das Ende der Alpen. Dies war der absolut unglaublichste Moment meiner gesamten Reise. Es hat mich mehr umgehauen, als ich es mir vorstellen konnte. (Siehe Film - Der letzte Tag)

21.08.2018

Tag 81 - NIZZA

[Mont Tournairet - Nizza]

22.08.2019

Weiter gehts!


28.12.2018

Besten Dank!

Vielen Dank für die Unterstützung von zu Hause, sowie allen Freunden, Bekannten und Verwandten, die immer wieder an mich gedacht haben und mir Nachrichten geschrieben oder mich einfach auf meinen Blog verfolgt haben. Ich bin überzeugt, dass ich mich dadurch wirklich nie alleine und einsam gefühlt habe! MERCI!!!
Auch ein herzliches Dankeschön an alle Wanderfreunde, Campingnachbarn, Hüttenfreunde und anderen Leuten, denen ich unterwegs begegnet bin!
Ich kam durch unterschiedliche Kultur- und Sprachregionen, doch Freundlichkeit, grosses Interesse, Gastfreundschaft und Freude am Leben (in den Alpen) fand ich überall. Dank dem fühlte ich mich während 81 Tagen unterwegs überall wie zu Hause.

28.12.2018

Präsentation

Am Freitagabend, dem 23.11.2018 habe ich vor fast 100 Gästen meine Reise präsentiert. Ich habe von guten und weniger guten Erfahrungen berichtet und zu Fotos und Videos einzelne Erlebnisse aufleben lassen. Die Stimmung beim anschliessenden Apéro war locker und die Gäste haben eifrig Fragen gestellt.
Für mich war es ein toller Abend und ich bedanke mich für das grosse Interesse.

28.12.2018

Impressionen